Welche analoge 35mm Spiegelreflexkamera sollt ihr kaufen?
Ihr wollt neu in die analoge Fotografie einsteigen? Habt vielleicht schon mit einer digitalen Kompaktkamera, digitalen Spiegelreflexkamera oder spiegelloser Digitalkamera fotografiert?
Und dann schaut ihr euch im Netz um oder steht vor den Schaufenstern der Fotogeschäfte und seit von der Vielzahl des Angebotes wie erschlagen?
Es gibt eine kaum überschaubare Auswahl ein Spiegelreflexkameras für das Kleinbildformat.
Canon, Nikon, Minolta, Pentax, Ricoh, Zeiss Ikon, Voigtländer, Praktica, Yashica, Contax - um nur die bekanntesten Marken zu nennen - und natürlich viele andere mehr…und jeder Marke bietet wiederum unzählige Modelle an…
Jetzt ist guter Rat teuer!!
Lest einfach weiter oder schaut euch mein Video dazu auf YouTube an und hey, die Entscheidung ist doch gar nicht so schwer!
1. Aufnahmeformat
Grundsätzlich habe ihr euch schon einmal auf das Aufnahmeformat festgelegt: es soll das Kleinbildformat werden. eine sehr gute Wahl, wenn ihr mit der analogen Fotografie beginnen wollt. Die Filme sind – im Vergleich zu Mittelformat- oder Großformat – um einiges günstiger; es gibt eine relativ große Auswahl an unterschiedlichen Filmmaterialien und ihr könnt die Filme in allen Fotogeschäften oder Drogeriemärkten (zumindest in Deutschland) abgeben – ich selbst bevorzuge die Entwicklung und ggf. das Digitalisieren der Negative / Diapositive in Fachlaboren.
2. Autofokus oder doch lieber das komplette analoge Feeling des manuellen Fokussierens genießen?
Um diese Frage zu beantworten überlegt, welche Motive ihr vor allem aufnehmen wollt.
Ruhige Landschaften, Architekturfotografie, die Welt des Kleinen – die Makrofotografie und selbst die Streetfotografie sind nicht die Domäne des Autofokus. Mit etwas Übung gelingen auch zauberhafte Portraits ohne Autofokus. Ganz klar: ihr könnt euch eine manuell zu fokussierende Kamera kaufen!
Beim manuellen Scharfstellen seht ihr zudem, wie sich die Schärfenebene butterweich verlagert, entdeckt neue Motive und Gestaltungsmöglichkeiten.
Wenn ihr jedoch auf Aktion steht, schnelle Bewegungen einfangen wollt, das Motiv sich unerwartet hin- und her bewegt, die rennenden, tobenden Kinder „eingefangen“ werden sollen und ihr eine Vorliebe für Sportfotografie habt, dann nur her mit einer analogen Kleinbild-Autofokus-Spiegelreflexkamera! Aber: für solche Aufnahmen ist doch besser eine digitale Kamera (Spiegelreflex oder ein spiegelloses Modell) geeignet. Ein Film mit 36 Aufnahmen kann recht kurz sein, wenn ihr 5 oder 8 Bilder/sek. verschießt…und entsprechend teuer…
3. Die Dinge sehen – der Sucher
Ist doch klar! Ich schaue von der Rückseite der Kamera durch den Prismensucher und das Objektiv hindurch auf mein Motiv! Ist das aber wirklich immer so?
Nein, natürlich nicht. Viele Hersteller boten sogenannte Wechselsucher für ihre Topmodelle an. Die aus meiner Sicht wichtigsten Suchertypen stelle ich euch hier kurz vor.
Der Lichtschachtsucher bietet einen Blick von oben auf das Motiv, sodass eine bequeme Betrachtung des Motives auch bei tiefen Kamerastandpunkten möglich ist. Oft lässt sich noch eine Lupe aus dem Lichtschachtsucher ausklappen, die eine bessere Scharfstellung durch Vergrößerung des Bildes der Suchermitte, bietet. Da kein Prisma vorhanden ist, den Prismensucher habt ihr für den Lichtschachtsucher getauscht, seht ihr das Bild seitenverkehrt. Immerhin steht es nicht auf dem Kopf, dafür sorgt euer Spiegel im Gehäuse.
Dieser Sucher ist ebenso für die Architektur- oder Makrofotografie sehr gut geeignet.
Daneben gibt es noch die Lupensucher. Wie der Begriff schon vermuten lässt, wird das gesamte Bild Sucherbild vergrößert. Teilweise bieten diese Sucher eine Dioptrieverstellung, sodass ihr ggf. auf eure Sehhilfe verzichten könnt. Auch bei diesem Sucher erfolgt der Einblick von oben, das Bild ist ebenso aufrechtstehend, aber seitenverkehrt.
Durch die Vergrößerung des gesamten Sucherbildes liegt die Domäne klar in der Makrofotografie.
Die Auswahl an verfügbaren Kamera ist bei der Wahl eines Gehäuses mit Wechselsucher schon deutlich eingeschränkt. Beispiele hierfür sind die Canon F1, Canon F1 New, Nikon F2, Nikon F3, Nikon F4 (mit Autofokus), Nikon F5 (mit Autofokus und eingebautem Motor zum Filmtransport), Pentax LX oder Minolta XM. Ob ihr eine solche Kamera direkt braucht liegt in eurer Entscheidung. Vielleicht kauft ihr euch zum Start erst ein Gehäuse mit fest verbauten Sucher und später eine solche (teure) Kamera dazu. Schaut unbedingt nach, ob der gewünschte Sucher einfach zu bekommen ist. Und wenn ihr ihn seht, schlagt direkt zu, vielleicht auch schon vor dem Kamerakauf. Auswechselbare Sucher sind meist schwerer zu bekommen, als das Kameramodell für welche sie gemacht sind!
4. Die Belichtungssteuerung: Manuell, Nachführmessung, Zeitautomatik, Blendenautomatik oder Programmautomatik??
Natürlich sollen möglichst alle Bilder vom technischen Standpunkt aus korrekt belichtet sein.
Die meisten Kleinbild-Spiegelreflexkamera bieten dafür einen eingebauten Belichtungsmesser.
Um ein Bild zu belichten – und dabei ist es egal, welche Kamera, welches Aufnahmeformat, ob analog oder digital – sind nur zwei Einstellungen nötig: die Blende und die Verschlusszeit.
Wenn ihr rein manuell – ohne Belichtungsmesser fotografiert – müsst ihr Blende und Verschlusszeit schätzen, dies würde ich nur den erfahrensten Fotografen empfehlen!
Natürlich könnt ihr auch einen externen Belichtungsmesser verwenden und die dort ermittelte Blende und Verschlusszeit manuell auf eure Kamera übertragen.
Bei der Nachführmessung wählt ihr entweder die Verschlusszeit oder die Blende vor und verändert den jeweiligen anderen Wert, bis der eingebaute Belichtungsmesser die korrekte Belichtung anzeigt. Die Art der Anzeige variiert von Kamera zu Kamera.
Wenn ihr mit der Zeitautomatik fotografiert, wählt ihr die Blende vor und die Kamera ermittelt automatisch die richtige Verschlusszeit zur gewählten Blende und öffnet beim Fotografieren den Verschluss automatisch über diesen Zeitbereich (vereinfacht ausgedrückt).
Mit der Blendenautomatik verhält es sich genau anders herum: ihr wählt die gewünschte Verschlusszeit, die Kamera passt dazu die Blende an.
Bei Verwendung der Programmautomatik wählt die Kamera Verschlusszeit und Blende automatisch. Manche Kameras bieten spezielle Programmautomatiken für die Sportfotografie an, hier wählt die Kamera automatisch eine kürzere Verschlusszeit, damit die Bewegung eingefroren wird. Für die bewußte Fotografie empfehle ich diese Art der Automatik nicht, da sie zu sehr einschränkt.
Habt ihr es beim Lesen gemerkt??
Blende, Verschlusszeit, Verschlusszeit und Blende – dies ist der Kern!
Egal, ob manuell oder bei Verwendung von verschiedensten Automatiken.
Um ein Bild (hoffentlich immer) korrekt zu belichten, gibt es nur dieses Paar
Blende und Verschlusszeit.
Nun müsst ihr nur entscheiden, welche Form der Automatik für euch besser geeignet ist – oder ob ihr mit der Nachführmessung fotografieren wollt.
Wählt eure Kamera nicht nach der Anzahl der Automatiken zur Belichtungssteuerung aus!
Unser Hobby soll Spaß bereiten!! Kauft euch lieber eine Kamera, die ihr ästhetisch findet, die einfach für euch sexy ist. Eine Automatik macht keine besseren Bilder, die Zeitautomatik ist der Blendenautomatik nicht überlegen – dafür müsst ihr nur die Auswirkungen und Zusammenhänge zwischen der Verschlusszeit und Blende kennen!! Das muss euch in Fleisch und Blut übergehen!!
Informiert euch vor dem Kauf über die Preise für gebrauchte Objektive zu eurem gewählten System und über das Zubehörprogramm. Alle vorhin genannten Hersteller boten ein breites und tiefes Sortiment für fast alle fotografischen Aufgaben – bis auf wenige Sonderfälle – an.
Ich selbst fotografiere im analogen Spiegelreflexkamerabereich mit zahlreichen System von Canon, Nikon, Minolta, Zeiss Ikon, Voigtänder, Contax, Rollei und Pentax.
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